Glossar
Senslerdeutsch unterscheidet sich von anderen Deutschschweizer Dialekten. Die Unterschiede sind zwar im Satzzusammenhang so erschliessbar, dass jeder seinen Dialekt sprechen kann. Aber nicht alles ist sogleich klar.
Hier darum über hundert im Buch vorkommende, vielleicht ungewohnte Sensler Begriffe. Klicke einfach auf den Anfangsbuchstaben – und melde der Sensler Hotline, wenn du etwas Unverständliches nicht findest.
BSP:
d Seisler hiis böös die Sensler haben es nicht einfach, mühsam
höute schräg halten; hier übertr.: trinken
hübscheli vorsichtig, sachte, langsam
hüüsche heischen, fordern
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- acha, wùcha
herunter, herauf (vgl. wùy-ay) - achtùnget
passt auf (hier wie ein Verb flektiert)
- affei
Ausruf des Erstaunens, der Bestätigung, schau an, wahrlich, von frz. enfin
- anni, gredi anni
hinüber; geradeheraus
- Bätzi
Münze als Geschenk; Kernobstschnaps
- Bcheniga, bchenig
Bekannter, bekannt
- böös; d Seisler hiis böös
mühsam; die Sensler haben es schwer, es isch mühsam für sie
- Brüeschmùuch
Biestmilch, erste Milch nach dem Kalben
- Chacheli
Tasse, urspr. aus Steingut (Chachla)
- Cheer; z cheerùm
Runde, Kurve; nacheinander
- chiibe
häufiges Verstärkungswort, cheibe
- Chlack; Chachlechlack
Spalt, Riss, Ritze (im Steingutgefäss)
- Chratte, Chrättli
(Obst-)Korb, auch Hinterteil
- chratzbǜǜrschtig
kratzbürstig, wild, ungezähmt
- Chrǜppler; chrǜpple
Arbeiter (eher derb); beschwerliche Arbeit verrichten
- chǜschele
flüstern
- chǜschtige
ausprobieren; geniessen
- Chǜübi, Chùubi
Kilbi, Art Erntedankfest, urspr. Kirchweihe
- Classeur, -e
Ordner
- deiche, ddeicht
denken, gedacht
- det äänen anni, näy ay
dort hinüber, dann hinunter
- dismaau
dieses Mal
- dǜri; muusdǜri
kaputt; total geschafft
- Eierggaschù
Eierkarton
- Faane (de)
die Fahne (männlich)
- fecke
versuchen, ausprobieren
- Frygoor
Kühlschrank
- füele, füut
fühlen, fühlt (Schreibung vs. füllt)
- fǜle, fǜüt
füllen, füllt (Schreibung vs. fühlt)
- gäär Gäärmoscht
«gern» und «Gärmost» fallen lautlich in Freiburg zusammen
- Gchräbù
Gekritzel, Durcheinander
- Ggaffichrueg
Kaffeekrug, auch Thermoskanne
- Ggorni
Papiertüte, Plastiksack
- ggruess, ggruena, -i
reuig (der Person angepasst, n/m/f)
- ggùgge; ggùggisch
schauen; schaust
- ggygge, ggyggig
kreischen; quietschend (Personen und Dinge)
- ghùdlet; erhùdlet
alt, zerfetzt; überanstrengt, müde
- ging, gi
immer
- glüüssne, glyyssne
schmeicheln, verstohlen schauen
- Göysehutt
Gänsehaut (in vielen Schweizer Dialekten Hüenerhut)
- gschwùngni Nydla
Schlagrahm (auch gschlaggni Nydla)
- Gsǜff chǜschtige
Getränk probieren (derb)
- hiimlichfiist
besser als er nach aussen scheint
- Hollerbluescht
Holunderblüten
- höute
schräg halten; hier übertr.: trinken
- hǜbscheli
vorsichtig, sachte, langsam
- hǜǜsche
heischen, fordern
- ierze
Ihrzen, westschweizerdeutsche Höflichkeitsform
- iimse; iiras; iines
seines; ihres (f); ihres (Pl.)
- jùscht; Jùsches
richtig; Richtiges
- kane, kanet
vorbereiten, (sich) bereitmachen; parat
- kinner
keine (Pl., flektiert)
- kǜdere
in den Abfall werfen, entsorgen
- liid; a Liidi
hässlich, schlimm, arg; eine Hässliche
- lööte
löten; hier übertr.: viel trinken
- määrterlich
wie mörderlich, extrem (Verstärkung)
- mea culpa
wörtl. „meine Schuld“; Schuldbekenntnis, auch im kirchl. Sinn
- muggsmüüselistǜü
mucksmäuschenstill
- nächti; hinacht
gestern Abend; heute Abend
- näy
nachher, daraufhin
- Nigù, Nigle
Kind, Kinder; früher normal kollektiv, heute abschätzig
- Nydla
Rahm
- Oberamtma
Oberamtmann, Präfekt, Statthalter des Bezirks
- Pääggù, Pääggle
Schaf, Schafe
- pääggùhäärig
widerborstig, ungehobelt
- parforsch
unbedingt, absolut von frz. par force
- Pärisou
Regenschirm
- Pärmi
Führerausweis
- peetle
altes Kartenspiel; eig. von la bête, nicht von Peter
- Plädù, Pladi
Plattfuss (am Pneu)
- Plagga
Nummernschild am Auto
- poleete
lärmen, Radau machen
- Poscht
Postauto, Bus; Postbüro
- prägleta
gebraten; übertr. betrunken
- prutsch
auffahrend, schroff; hier Ausruf der Verstärkung
- riiche
holen, abholen
- Rochla, Gǜǜrbe
abschätzig für Auto, alte Maschine, Gefährt
- schääle; ùberischääle
schielen; verstohlen hinüberschauen
- scheiche; Gscheich
schenken; Geschenk
- schmiize
werfen, schmeissen
- Schùggeli
Schokoladeriegel, einzeln verpackte, kleine Schokolade
- schutte, gschuttet; Schutt-Nati
Fussball spielen; Fussball-Nationalteam
- Schwägla, Schwägle-Ggaffi
dünnes Gesöff, fast durchsichtiger Kaffee
- schwaudere
palavern, Sinnloses sagen
- schwyttig
hungrig
- schwyttigi Pääggle
hungrige Schafe
- schynts, mit Schynn
scheint’s, offenbar
- Seisebezirk, la singine
Sensebezirk, deutschsprachiger Bezirk im Kt. Freiburg
- Seisler
Sensler, Bewohner des Sensebezirks
- söle/sele; si sǜǜ/söle
sollen; sie sollen (lautliche Varianten bei 1./3. Pl.)
- Stoore
Fensterladen (nur FR); Lamellen- oder Sonnenstoren (weit verbreitet)
- Sygerett rǜǜke
Zigarette rauchen
- taff, törffe
darf, dürfen (oft mit weggefallenem -r)
- tampi haut
Ausruf «was solls!»; von frz. tant pis
- Tradla; tradle
Teigring für Sensler Bretzeln; solche Teigringe herstellen
- treeje, vertreejt
drehen, wenden; verdreht
- Trǜtscha
Zopf (Haare und Gebäck)
- trùùgge
dösen
- Tschuder; tschudere
Schauder; erschaudern
- Tschùgger
Polizist (oft abschätzig)
- tüeche, mier tüecht
dünken, mir scheint
- tuuffe, tùffe
öffnen; geöffnet
- tùùpfe; Tǜǜpfi
taufen; Taufe
- tuusche, ga tuusche
umziehen, umziehen gehen (nicht verwechseln mit tusche/tuschne/tüschele «duschen»)
- ùlydig
missmutig, verstimmt; ungeduldig
- ùmmi, ùmi; schommi
wieder; schon wieder
- Ùnewùy-Obenay
Jassart Obenabe-Undenufe
- verbǜǜrschtig
eifersüchtig; neidisch
- Wächsinäscht gùsle
in Wespennest stochern; auch übertr. jmdn plagen, aufschrecken
- Weeli, Wööli
freie Wahlmöglichkeit (mit -öö- lautliche Überschneidung mit «Wohlgefühl, Orgasmus»)
- Wentela
Wanze; heute meist Flachmann
- wolepa
wohl etwa, abgeschwächtes Ja
- wùy, ay; wùcha, acha
hinauf, hinunter; herauf, herunter
- wy nùme epis (ggrüemt)
(gerühmt) wie nichts anderes
- zeersch
zuerst
- zmoonerisch
morgen, am Tag nach heute (oft nach feuchtfröhlichem Ereignis)
- Zǜbela; Zǜbelemäärit
Zwiebel; trad. Zwiebelmarkt in Bern
Zur Schreibung
Ja, auch ich habe Schreibrichtlinien. Ich könnte diese hier aufzeichnen und über die Schwierigkeiten erzählen, sie zu finden und zu fixieren. Aber ich kenne keinen einzigen Menschen, der freiwillig auf einer Homepage Schreibrichtlinien liest und zu verstehen versucht. Hashtag Schreikrampf!
Drum schreib ich hier einfach irgendetwas, damit diejenigen, welche solche Texte freudig überblättern oder wegscrollen, sich selbst beglückwünschen können, dass sie wieder alles richtig gemacht haben. Diese Buchstabenansammlung ist Scheintext. Eigens für sie.
Umgekehrt gibt es Leute, die aus unerfindlichen Gründen bis hierher gelesen haben. Für sie muss ich nun doch noch so tun als ob. Ihr sucht also ernsthaft Schreibrichtlinien? Dann schaut doch im Senslerdeutschen Wörterbuch (S. 18f) oder im Buch «D Seisler hiis böös» (S. 182f) nach. Aber stört nicht mein gemütliches Date mit einem Guinness. Dies könnte man übrigens auf Senslerdeutsch Deyt mit ama Gyness oder Date mit ama Guinness schreiben. Je nach Absicht und Zielpublikum halt. Und wenn ihr mehr wissen wollt: Abach, hööret doch, ier Pajasse, potz Chǜngelimǜscht!